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Interview: Eine IT-Abteilung als One-Man-Show December 1, 2009

Posted by Wolfgang Tonninger in Business, Business_Intelligence, Dynamic_Systems, Interviews, Wertschöpfung.
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Kaum einem Bergbegeisterten blieb in den letzten Jahren verborgen, wie aus der Nischenmarke Mammut ein globaler Player geworden ist. Um die wirtschaftlichen und technischen Hintergründe dieses Erfolgs zu beleuchten sprachen wir mit Geschäftsführer Armin Duda (Blogbeitrag vom 7.11.2009) und seinem IT-Leiter Mario Langmann (im Bild).

imageReadyBlog: Herr Langmann, wie ist das, wenn man sein eigener Chef in Sachen IT ist?

MLangmann (lacht): Super – wenn Sie den Umstand ansprechen, dass die IT bei Mammut Österreich eine One-Man-Show ist. Nein im Ernst, ich denke bei Firmen so um die 40 Mitarbeiter ist das der Normalfall.

ReadyBlog: Ich würde sagen: der positive Normalfall. Denn allzu oft fristet die IT in Unternehmen dieser Größenordnung ein Stiefmütterchen-Dasein und wird, wenn überhaupt, nur als Kostenstelle wahrgenommen …

MLangmann: … die verdrängt und halbherzig ausgelagert wird – mit allen Abhängigkeiten, die dazu gehören. Nein: das könnten wir uns als Mammut Österreich nicht leisten. Dafür ist unsere Situation auch zu komplex, dass wir sie dem Zufall – das ist in diesem Fall der Nachbar, dessen Steckenpferd IT heißt – überlassen könnten.

ReadyBlog: Was ist bei Mammut anders als bei anderen Unternehmen Ihrer Größenordnung?

MLangmann: Es ist sicher untypisch für ein kleineres Unternehmen wie Mammut Österreich, dass wir ein EU-Lager und ein lokales Lager aufeinander abstimmen müssen, dass wir 5 verschiedene Marken und Artikelstrukturen haben, dass wir verschiedene Absatzkanäle haben, mit parallel laufendem Distributions- und Agentengeschäft und den speziellen Abrechnungsarten für Deckungsbeiträge und Provisionen, dass wir Reports aus der Schweizer Zentrale und vom eigenen ERP-System beziehen und abgleichen müssen und und und …

ReadyBlog: … und das mit einer IT-Abteilung, die nur aus Ihnen besteht?

MLangmann: Das ist eigentlich alles halb so wild, wenn die Strukturen passen und man ein Interface hat, von dem aus man alles verwalten kann. Deshalb haben wir uns nun auch entschlossen, auf eine einheitliche Plattform mit von Microsoft zu setzen. Dass unsere Mutterhaus in der Schweiz ebenfalls auf die Microsoft Plattform setzt, hat diese Entscheidung unterstützt.

ReadyBlog: Das ist auch ein erster großer Schritt in Richtung sauber getrennter Schnittstellen und granularer Sicherheitsstufen. Gleichzeitig sind Sie natürlich noch nicht soweit, die Situation, wie Sie sie soeben beschrieben haben, abzubilden.

MLangmann: Natürlich nicht. Es ist ein erster Schritt der Vereinheitlichung. Aber schon damit gelingt es uns, zum Beispiel ein Linux-basiertes E-Marketing-Tool, dessen Integration uns zuletzt viel Sorgen bereitete, als virtuelle Instanz auf der Microsoft Plattform zu betreiben und zu warten. Hier ist strukturiertes Wachstum entscheidend, denn man kann nicht alles auf einmal machen. Zunächst geht es einmal darum, die Infrastruktur auf vernünftige Beine zu stellen – mit ausfallsicherer Cluster-Technologie und der dynamischen Bereitstellung von Speicher- und Serverressourcen.

ReadyBlog: Damit schaffen Sie die Basis, um was zu tun?

MLangmann: Damit sind wir von der IT her skalierbar und hochverfügbar – Motor, wenn Sie so wollen, und nicht mehr Kostenstelle. Das gehört zu den Hausaufgaben, wenn Sie so wollen, um auf der Business- und Prozess-Ebene weiter zu konsolidieren und unser Geschäft besser zu verstehen.

ReadyBlog: Was heißt das konkret?

MLangmann: Wenn es darum geht, das Geschäft zu verstehen, dann reden wir von Business Intelligence. Momentan läuft eine Vorerhebung, um festzustellen, welche Daten wir in welcher Form den einzelnen Benutzern im Unternehmen anbieten und welche Schnittstellen wir dafür brauchen. Hier geht es vor allem auch darum, aus dem mächtigen Repertoire, die die Analysis Services (des Microsoft SQL Server; Anm. d. Red.) zur Verfügung stellen, die Bedürfnisse der Zielgruppen zu definieren. Hier ist nicht nur der direkte Draht zum Chef wichtig, sondern auch der direkte Draht zu den Mitarbeitern in den Kaffeepausen. Denn sie müssen motiviert werden, Ihre Bedürfnisse intuitiv zu formulieren und nicht in der Sprache der Anwendung, die man eigentlich ablösen will.

ReadyBlog: Wie geduldig muss man sein, wenn man solche Projekte startet?

MLangmann: Ich glaube, die Geduld kommt genauso wie die Ruhe von der Perspektive, die man hat. Und vom Wissen, dass Produktivitätssteigerungen im Unternehmen meist nicht linear verlaufen, sondern auch mit kurzfristigen Mehrbelastungen bzw. Produktivitätseinbußen verbunden sein können. Der Umstieg auf eine durchgängige Microsoft Plattform war der erste Schritt. Die Umsetzung von OLAP-Funktionalitäten für Business Intelligence und Reporting wird der nächste sein. Und dann wartet noch die Ablöse der veralteten ERP- und CRM-Systeme.

ReadyBlog: Da haben Sie sich viel vorgenommen …

MLangmann (lacht): wer anbaut, will auch ernten. Wenn die Mitarbeiter im Unternehmen beginnen, ihre Wünsche zu formulieren, weil sie wissen, was möglich ist, dann wäre es unverzeihlich, auf halbem Weg stehen zu bleiben. Zumal die Richtung klar ist und man nicht mehr über jeden einzelnen Schritt nachdenken muss.

ReadyBlog: Danke für das Gespräch.

Das Gespräch führten Wolfgang Tonninger und Hans Berndl.

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